Verbands-Neuigkeiten
Verband4. Oktober 2024Am 03.10.2024 feierte Deutschland den 34. Tag der Deutschen Einheit. Unser Nationalfeiertag gedenkt an die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 03.10.1990.
Es wächst zusammen, was zusammengehört, bemerkte Alt-Bundeskanzler Willi Brandt damals.
Leider beobachten wir im Gegensatz zu den Hoffnungen nach dem Mauerfall, dass die Zugehörigkeit einzelner Gruppen zu einem geeinten Deutschland immer wieder in Zweifel gezogen wird. Stattdessen beobachten wir in den letzten Jahren eine zunehmende Spaltung. Das Erstarken von politischem Extremismus und der immer stärker werdende antimuslimische Rassismus und Antisemitismus bereiten uns Sorge.
Umso wichtiger ist es diesen Tag zu betonen, dass die Einheit Deutschlands alle Mitbürger umfasst. Es gilt aktiv sich in unsere Einzubringen und sich für Demokratie und gesellschaftliches Miteinander einzusetzen.
SmF Mitarbeitende und SmF Ortsvereine nutzen den Feiertag daher auch um sichtbare Zeichen zu setzen. So beteiligte sich der SmF aktiv an der Nacht der Demokratie in Baden-Württemberg, die erstmals am Vorabend des Nationalfeiertages stattfand.
In Freiburg gehörte der Ortsverband des SmF zu den Veranstaltern der Lesung von Ozan Z. Keskinkılıç im Auditorium der Universität Freiburg. Herr Keskinkılıç las aus seinem Buch „Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes.”.
In der Martinskirche in Sindelfingen beteiligte sich Aysun Pekal, Vorsitzende des SmF Ortsverbands Stuttgart und Mitglied des SmF-Bundesvorstandes an einem Podiumsgespräch mit Michael Blume, dem Beauftragten der Landesregierung gegen Antisemitismus zum Thema: “Demokratie in Gefahr?!”
Ein weiteres wichtiges Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt ist der Tag der Offenen Moscheen, der seit 1997 bewusst am Tag der Einheit veranstaltet wird und an den Moscheen in ganz Deutschland interessierte Bürgerinnen und Bürger zu Veranstaltungen einluden.
Ein wichtiges Zeichen für das gesellschaftliche Miteinander und ein Bekenntnis von Muslim*innen zur Einheit Deutschlands zu gehören. [...]
Verband6. September 2024Im Jahr 2004 entwickelte die libanesisch-australische Modedesignerin Aheda Zanetti ein Kleidungsstück, das muslimischen Frauen ermöglichen sollte, bei der australischen Rettungsschwimmerorganisation Surf Live Saving Australia aktiv zu werden.
Sie bezeichnete dieses Kleidungsstück als Burkini – ein Kunstwort, dass aus Burka und Bikini zusammengesetzt ist. Als Motiv für ihre Erfindung gab Zanetti selbst an: “Ich wollte den Frauen Freiheit geben und nicht nehmen.”
In den 20 Jahren seit der Erfindung des Burkinis war das Kleidungsstück immer wieder Gegenstand von Kontroversen. Konservativen Muslimen erschien es zu “körperbetont”, Kritiker des Islam bezeichneten es als politisches Symbol einer patriarchalischen Religion, oder gar als “Symbol der Unterdrückung der Frau”. Zuletzt bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 wurden französische Sportlerinnen ausgeschlossen, wenn ihre Kleidung als muslimisch galt.
In Deutschland scheiterten Versuche den Burkini in öffentlichen Bädern zu verbieten, 2019 vor dem Oberverwaltungsgericht in Koblenz. Das Gericht stellte fest, dass Verbote dieses Kleidungsstücks gegen das allgemeine Gleichbehandlungsgebot nach § 3 Grundgesetz verstoßen.
Der Burkini ist ein Beispiel für innovative Kleidungsstücke, wie den ebenfalls von Zanetti entwickelten Hijoud, eine Kombination von Hijab und Hoodie, also ein haubenförmiges Kopftuch. Der Burkini wird jedoch nicht nur von muslimischen Frauen getragen. Eine Erhebung im Jahr 2016 ergab, dass von 700.000 verkauften Burkinis 45% von nicht-muslimischen Frauen getragen wurden, die beispielsweise die Vorteile des Sonnenschutzes schätzten.
Wir möchten anlässlich des 20. Geburtstages des Burkinis daran erinnern, dass dieses Kleidungsstück Frauen eine größere Teilhabe am Sport ermöglicht. Als Sozialdienst muslimischer Frauen betonen wir die positiven Auswirkungen von Bewegung und Sport, nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch auf das gesellschaftliche Miteinander. Die Freiheit, sich bei sportlichen Aktivitäten entsprechend den eigenen Bedürfnissen zu kleiden, fördert die Integration muslimischer Frauen – und das sehen wir uneingeschränkt unterstützungswert!
Wir begrüßen daher die aktuelle Stellungnahme des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu diesem Thema. Den vollständigen Text der Stellungnahme des DOSB finden Sie hier. [...]
Verband4. September 2024Am 31.08.24 fand im Hofgarten in Düsseldorf ein Fest der Vielfalt statt. Über 50 Vereine konnten sich auf dem Sommerfest unter der Leitung des “Haus der Kulturen” präsentieren.
Auch der Bundesverband “Sozialdienst muslimischer Frauen e.V.” war mit seiner Vorsitzenden Ayten Kılıçarslan auf dem Sommerfest vertreten.
Sie war eingeladen im Dialogzelt ein Grußwort zu sprechen und an die Vorgänge in Solingen am 29.05.1993 zu erinnern. 5 Menschen verloren damals ihr Leben und 17 weitere erlitten lebensgefährliche und bleibende Verletzungen. Kurz davor wurde Solingen wieder Schauplatz eines Hassverbrechens. Am 23. August 2024 ermordete ein Mann 3 Menschen und verletzte 8 Menschen schwer.
Die Mordtat von Solingen 1993, die Ministerpräsident Wüst anlässlich 30. Gedenktags als einen der dunkelsten Tage in der Geschichte Nordrhein-Westfalens bezeichnete, war ein Tag an dem sich der Hass gegen Andersaussehende, Andersdenkende und Andersglaubende in seiner niederträchtigsten Form gezeigt hat.
Mevlüde Genç verlor, 2 Töchter, 2 Enkelinnen und 1 Nichte an diesem schrecklichen Tag. Als gläubige Muslima setzte sie trotz ihrer großen Verluste für Frieden und Verständigung ein.
Frau Kılıçarslan erinnerte daran, dass Mevlüde Genç dem Hass eine Botschaft der Liebe und Versöhnung entgegengestellt hat.
Die Haltung von Mevlüde Genç bleibt uns ein leuchtendes Vorbild im Umgang mit solchen Hassverbrechen. Sie sagte: „Sagt euren Kindern nichts Böses. Liebt eure Kinder sehr. Wir müssen unsere Kinder gut erziehen, mit ihnen reden und ihnen von unseren Lebenserfahrungen erzählen. Liebe lässt Menschen leben, Hass tötet. Lasst uns wie Geschwister, wie Freunde miteinander leben.“
Kılıçarslan verurteilte in ihrer Rede die jüngste Tat, der sogenannte IS für sich reklamierte als weitere Terrorakt und betonte, dass diese neue Terrortat niemals das Andenken an Mevlüde Genç überschatten darf. Statt auf Hass mit Spaltung und Ausgrenzung zu reagieren, rief sie dazu auf, dem Beispiel von Mevlüde Genç zu folgen.
Die vollständige Redebeitrag finden Sie hier. [...]
Verband24. August 2024Mit Entsetzen erfuhren wir gestern Abend vom Anschlag auf dem „Fest der Vielfalt“ in Solingen.
Drei Menschen wurden getötet und 8 teilweise schwer verletzt. Die Opfer wurden offenbar wahllos ausgewählt. Sie waren Teilnehmer eines weltoffenen Festes, dass die Gemeinsamkeit aller Solinger in Vielfalt zum Inhalt hatte.
Wir stehen auf der Seite der Opfer und trauern mit ihren Angehörigen. Unsere Gebete gelten auch den 4 Schwerverletzten, die derzeit noch um ihr Leben kämpfen müssen.
Jede Gewalt gegen unschuldige Zivilpersonen ist verabscheuungswürdig.
Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft durch solch abscheuliche Taten gespalten wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst und Verdächtigungen unser Zusammenleben bestimmen. [...]
Verband1. Juli 2024Der 1. Juli 2009 stellt einen Wendepunkt in der Gewalt gegen Muslim:innen in Deutschland dar. Opfer war eine Frau, die durch ihr Kopftuch als Muslimin zu erkennen war und die aufgrund ihrer Kleidung zur Zielscheibe für Hass wurde.
Das Opfer war Marwa El-Sherbini, eine Apothekerin aus Ägypten, ehemalige Handball-Nationalspielerin, Mutter eines kleinen Kindes und im dritten Monat schwanger. Sie war mit Ihrem Mann nach Deutschland gekommen, der als Doktorand am Max-Planck-Institut für Zellbiologie und Genetik arbeitete. Sie wurde in einem deutschen Gerichtssaal ermordet.
(Eine ausführlichere Darstellung des Vorfalls finden Sie hier auf unserer Website Muslimische Spuren in Deutscher Heimat)
Der Mord an Marwa El-Sherbini jährt sich in diesem Jahr zum 15. Mal. Antimuslimischer Rassismus ist seitdem weiter fortgeschritten. Die aktuelle Bilanz zeigt für 2023 die höchsten bisherigen Zahlen antimuslimischer Übergriffe und nach wie vor sind Opfer mehrheitlich Frauen, die als Musliminnen erkennbar sind. Besorgniserregend ist auch die wachsende Zahl von Opfern unter Kindern und Jugendlichen.
(Unsere Stellungnahme zum aktuellen Bericht der CLAIM Allianz finden sie ebenfalls hier)
Antimuslimischer Rassismus muss klarer wahrgenommen und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Es bereitet uns Sorge, dass allen Solidaritätsbekundungen zum Trotz, die Zahlen an Übergriffen weiter steigen und die Zustimmung für die rechtsradikale Gesinnung in Deutschland und ganz Europa weiter zunimmt. Worte reichen nicht aus! Es müssen Taten folgen! Lassen Sie uns den Tod von Marwa eine ewige Mahnung sein, dass wir Rassismus bekämpfen müssen, bevor es zu solch abscheulichen Taten kommt.
Wir dürfen nicht zulassen, dass wachsender antimuslimischer Rassismus eine Frustration und Radikalisierung befeuert. Daher ist es wichtig die alarmierende Zunahme antimuslimischen Rassismus entschlossen anzugehen. Der Bedarf an Sensibilisierung gegenüber dem erlebten Rassismus ist groß. Nicht rechtzeitig beachtet und bekämpft kann sie Resignation und Zweifel an den Grundfesten unserer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nähren. Die Betroffenen verlieren ihren Glauben an diese und deren Verteidigung. Wir brauchen ein Bekenntnis der Politik zum entschiedenen Kampf gegen Hass und Diskriminierung durch antimuslimischen Rassismus und fordern:
den notwendigen Auf- und Ausbau zielgruppennaher Beratungsstellen durch muslimische Trägerorganisationen, um die Prävention und Aufklärung sicherstellen und gleichzeitig die Expertise und Erfahrungen der Community einbinden zu können.
Eine Bundesbeauftragte gegen antimuslimischen Rassismus für die nachhaltige Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus auf allen Ebenen und für die effektive Vernetzung von Akteur*innen im Kampf gegen diesen
die schnellstmögliche Umsetzung der Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) um den Schutz vor Diskriminierung zu verbessern.
Auch 15 Jahre nach dem Mord an Marwa El-Sherbini gedenken wir ihrer mit Trauer und Bestürzung und rufen dazu auf, nicht zu vergessen und den Kampf gegen Rassismus und Islamfeindlichkeit entschlossen fortzusetzen.
Der SMF-Bundesverband und seine Mitgliedsvereine haben sich mit zahlreichen Veranstaltungen an der “Woche gegen antimuslimischen Rassismus”, die heute endet, beteiligt. SmF Kempten erinnert an Marwa El Sherbini am heutigen Tag mit der Vorführung des Filmes “Es brennt” von Erol Afsin, der den Vorfall nacherzählt. Der Film wird im Collosseum Kino um 19:00 Uhr gezeigt (Eintritt kostenlos). SMF Stuttgart hat eine Ausstellung zum Thema „Antimuslimischer Rassismus und die Bedeutung von Vielfalt in Deutschland“ organisiert, die heute ab 14:00 Uhr in den eigenen Räumen in der Siemensstrasse 140 präsentiert wird.
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Verband13. Juni 2024Der Sozialdienst muslimischer Frauen (SmF-Bundesverband) hat seine Arbeit mit einem Infostand und in einem Workshop am 10. und 11.06.2024 auf dem 29. Deutschen Präventionstag in Cottbus präsentiert. Unter dem diesjährigen Motto „Sicherheit im Wandel“ kamen verschiedene Experten*innen aus dem Arbeitsfeld der Gewalt- und Kriminalprävention zusammen.
Über zwei Tage hinweg konnte sich das Fachpublikum am Infostand über das Präventionsprojekt „Frauen stärken Frauen – gegen Radikalisierung“ und andere Tätigkeitsfelder des SmF informieren. Der Zuspruch für den Präventionsansatz des SmF war sehr groß und wurde vielseitig gelobt. In einem von Co Projektleitung Dunya Elemenler und Projektreferentin Tuğba Tekin am 11.06.24 zum Thema „Stigmatisierungseffekte der Präventionsarbeit“ geleiteten Workshop wurde intensiv über die negativen Folgen einer starken Vermischung von religiösen Merkmalen mit Radikalisierungsfaktoren gesprochen. Insbesondere der defizitorientierte Ansatz des Präventionsdiskurses wurde problematisiert und ein ressourcenorientierter Präventionsansatz hervorgehoben.
Das Thema der Sicherheit spielt auch für den SmF im Allgemeinen und die von uns betreuten Personen eine wichtige Rolle. Laut der im März 2024 vom Bundesinnenministerium herausgegebenen Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 wurden im vergangenen Jahr rund 1,25 Mio. Menschen (ca. 1,5% der Bevölkerung) in Deutschland Opfer einer Straftat.
Einwohner mit deutscher Staatsangehörigkeit werden zu 1,3 % Opfer einer Straftat, Einwohner ohne deutsche Staatsangehörigkeit jedoch zu 2,5 %.
Das Risiko Opfer einer Straftat zu werden ist für Einwohner ohne deutsche Staatsangehörigkeit also fast doppelt so hoch!
Bei der Statistik der Tatverdächtigen wird zwar zwischen Deutschen und Tatverdächtigen ohne deutsche Staatsbürgerschaft unterschieden. Bei genauer Betrachtung stellt man jedoch schnell fest, dass die jeweilige Staatsbürgerschaft keinen signifikanten Unterschied bei straffälligem Verhalten macht.
Über 98,25 % der deutschen Bevölkerung ohne deutschen Pass aber mit dauerhaftem Aufenthaltstitel sind unbescholten und werden nicht straffällig!
Die Anzahl von Straftaten ist seit vielen Jahren rückläufig. Trotzdem muss man zur Kenntnis nehmen, dass in manchen Gruppen die Kriminalitätszahlen steigen.
Statistisch relevant ist beispielsweise das Geschlecht. 75% der Tatverdächtigen sind männlich. Auch in Gruppierungen mit traumatischen Flucht- oder Gewalterfahrungen und sozial marginalisierten Gruppen scheint ein höheres Risiko zu bestehen, selbst zu Straftaten zu neigen.
Als Sozialdienst muslimischer Frauen gehen wir im Bundesverband und in unseren Mitgliedsvereinen seit der Gründung präventiv vor und unterstützt Menschen bei sozialen und psychischen Problemen. Wir arbeiten zugleich an der Gleichstellung der Geschlechter und setzen uns gegen archaische Rollenbilder ein, die eine gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft und im Familienleben verhindern und Ausgrenzungen und Gewalt aufgrund des Geschlechtes begünstigen.
Prävention als Gemeinschaftsaufgabe hat in allen Bereichen eine positive und vorbeugende Kraft, weil hier die Potenziale von Einzelnen im Blick genommen werden. Die Präventionsarbeit müsste aber insbesondere die zivilgesellschaftlichen Akteure stärker einbinden, die einen Zugang zu Communities haben, die von anderen Präventionsangeboten nicht profitieren können. Wir verfolgen im SmF einen ressourcenorientierten Präventionsansatz, der unserer Zielgruppe hilft, sich mit ihren Talenten und Fähigkeiten in der Gesellschaft zu beteiligen. Gleichzeitig sind wir darum bemüht Ausgrenzungsmechanismen wie Vorurteile und Diskriminierung zu beseitigen.
Weitere Informationen zum Deutschen Präventionstag finden Sie unter: www.praeventionstag.de
Der Sozialdienst muslimischer Frauen – SmF e. V. ist der größte unabhängige Wohlfahrtsverband in muslimischer Trägerschaft. 78 Mitarbeiter*innen und 1.311 Ehrenamtliche bieten ein breites Angebot in der freien Wohlfahrtspflege an.
Seit Gründung 2016 wurden beispielsweise im Rahmen des Bundesprojekts “Menschen stärken Menschen” über 6.706 Patenschaften übernommen. [...]
Verband10. Juni 2024Der spürbare Zuwachs rechts-radikaler Parteien an Wählerstimmen, war keine Überraschung. Erfolgreich versuchen Gruppierungen seit vielen Jahren auf Kosten von Minderheiten populistische Themen zu setzen und Wählerstimmen “zu fangen”. Die Europawahlen 2024 zeigen somit nur die Spitze des Eisberges.
Mit großer Sorge sehen wir, dass die Spaltung unserer Gesellschaft sich immer mehr vertieft und auch gut qualifizierte Menschen an Auswanderung denken.
Die größeren Parteien haben es nicht geschafft, diese Tendenzen rechtzeitig zu bewerten und haben zum Teil diese Themen bedient. Sie haben nicht geschafft, die Vorurteile und Stigmatisierung von Minderheiten aus dem öffentlichen Diskurs zu drängen.
Die aktuellen Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass es nicht ausreicht, sich verbal von solchen Positionen zu distanzieren. Es scheint sogar eher gefährlich zu sein, extremistischen Positionen noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Jetzt müssen konkrete Maßnahmen folgen, die ein gemeinsames Miteinander fördern. Wir fordern daher endlich zur Tat zu schreiten und folgende Maßnahmen umzusetzen, bevor es endgültig zu spät ist:
Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG), wie im Koalitionsvertrag vereinbart, ausbauen und umsetzen.
Das Demokratiefördergesetz endlich verabschieden und umsetzen.
Die präventive Arbeit, die wir kultur- und religionssensibel tagtäglich leisten, endlich in die Regelförderung übernehmen. Integration ist kein Thema für projektabhängige “Strohfeuer”, sondern eine dauerhafte Aufgabe.
Organisationen, die von Menschen mit Migrationshintergrund gegründet wurden und einen Zugang zu unterschiedlichen Zielgruppen haben, die ansonsten keine oder wenig Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe haben, endlich auf Augenhöhe und gleichberechtigt in der Wohlfahrtsarbeit zu integrieren.
Wir sind nicht bereit unsere offene, freiheitliche und vielfältige Gesellschaft aufzugeben und uns spalten zu lassen. Aber wir können als Zivilgesellschaft diese Aufgabe nicht allein bewältigen und brauchen die Unterstützung der Politik.
Der Sozialdienst muslimischer Frauen – SmF e. V. ist der größte unabhängige Wohlfahrtsverband in muslimischer Trägerschaft. 78 Mitarbeiter*innen und 1.311 Ehrenamtliche bieten ein breites Angebot in der freien Wohlfahrtspflege an.
Seit Gründung 2016 wurden beispielsweise im Rahmen des Bundesprojekts “Menschen stärken Menschen” über 6.706 Patenschaften übernommen. [...]
Verband6. Juni 202406.06.2024 – 35 Unterzeichner*innen aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft – vom Großkonzern bis zum kleinen Betrieb – fordern in einem Offenen Brief an die Bundesregierung: „Bringen Sie die angekündigte Familienstartzeit endlich auf den Weg, damit diese wichtige gleichstellungs- und familienpolitische Maßnahme noch in diesem Jahr in Kraft treten kann!“ Die zweiwöchige vergütete Freistellung nach der Geburt eines Kindes – für Väter, zweite Elternteile oder Vertrauenspersonen Alleinerziehender – ist im Koalitionsvertrag vereinbart und bereits für 2024 angekündigt. Dass die Familienstartzeit immer noch auf sich warten lässt, trifft auf großes Unverständnis.
Die 35 Unterstützer*innen des Offenen Briefs erklären: „Die bezahlte Freistellung stärkt die Bindung des zweiten Elternteils zum neugeborenen Kind und unterstützt eine aktive Rolle der Väter bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder von Anfang an. Wir befürworten diese Maßnahme daher als wichtigen Impuls für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit in der frühen Phase der Familiengründung.“
Und nicht nur gleichstellungspolitische Aspekte sprechen für die Familienstartzeit. Im Offenen Brief heißt es weiter: „Auch aus Sicht von Unternehmen ist die Einführung der Familienstartzeit zur Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs sinnvoll: Erwerbstätige Elternteile erwarten von ihren Arbeitgeber*innen zunehmend unabhängig von ihrem Geschlecht, dass diese ihren Bedarfen nach besserer Vereinbarkeit nachkommen.“
In den Reihen der Unterstützer*innen sind Unternehmen jeder Größe und aus den verschiedensten Branchen vertreten, darunter Großunternehmen, kleinere Handwerksbetriebe, Tech-Unternehmen, Betriebe der Gesundheitswirtschaft und zivilgesellschaftliche Verbände. Einige, wie Henkel, FUNKE Medien oder Comspace, bieten bereits Programme der bezahlten Freistellung rund um die Geburt an, welche teils noch über die geplanten zwei Wochen der Familienstartzeit hinausgehen.
Im Offenen Brief heißt es außerdem: „Das Wochenbett ist für viele Mütter eine körperlich und emotional anstrengende Zeit. Die gemeinsame Versorgung des Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt schafft hier Entlastung. So ist es aus unserer Sicht folgerichtig, die Familienstartzeit im Mutterschutzgesetz zu verankern.“
Die damit verbundene Finanzierung über die U2-Umlage ermöglicht, dass auch Beschäftigte kleinerer Unternehmen von einer Familienstartzeit profitieren.
Link zum Offenen Brief: https://www.zukunftsforum-familie.de/wp-content/uploads/Offener-Brief-Familienstartzeit_final.pdf
Zitatensammlung der Unterstützer*innen: https://www.zukunftsforum-familie.de/wp-content/uploads/Zitatensammlung-Offener-Brief-Familienstartzeit.pdf
Liste der Unterzeichnenden:
Zukunftsforum Familie e.V., Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer & Väter e.V., evangelische arbeitsgemeinschaft familie e. V., SKM Bundesverband e.V., Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V., Adacor Hosting GmbH, AWO Bundesverband e.V., BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland, Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros- und Gleichstellungsstellen, Business and Professional Women (BPW) Germany e.V., comspace GmbH & Co. KG, Deutscher Juristinnenbund e.V., Elektro Ernst GmbH & Co. KG, Evertzberg Holding GmbH & Co. KG, Familienbund der Katholiken – Bundesverband, famPlus GmbH, FUNKE Mediengruppe GmbH & Co. KGaA, Henkel AG & Co. KGaA, Kath. Bundesarbeitsgemeinschaft – familienbildung deutschland, Katholischer Deutscher Frauenbund e.V., Kommunix GmbH, NAK Seniorenzentrum Oberhausen „Gute Hoffnung leben“, Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V., Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e.V., Sozialdienst muslimischer Frauen e.V., Sozialverband Deutschland SoVD e.V., Stadt Ratingen, Union deutscher Zonta Clubs, VAMED Rehaklinik Bad Berleburg GmbH, Verband berufstätiger Mütter e. V., Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V., Volkssolidarität Bundesverband e.V., VON DER HEYDT GmbH, Zauberfrau – Hilfe im Haushalt für Familien, Singles und Senioren [...]
Verband30. Mai 2024Wir gratulieren Frau Olga Dinges Kaytancı zur Patin des Monats April!
Seit ihrem Engagement beim Sozialdienst muslimischer Frauen Freiburg im März 2022 hat Olga Dinges Kaytancı durch ihre vielfältigen Aktivitäten und ihr großes Engagement unsere Arbeit bereichert.
Zunächst begeisterte sie Kinder mit abwechslungsreichen Angeboten und unterstützte gleichzeitig im PPQ-Projekt Frauen in allen Lebensbereichen. Besonders hervorzuheben ist ihr Einsatz bei Fragen zu Schulen, Kitas, Bildung und verschiedenen Anlaufstellen.
Aktuell bringt sich Olga zusätzlich mit viel Freude und Elan in die Öffentlichkeitsarbeit des SmF Freiburg ein. Durch ihren Einsatz trägt sie positiv zur Vielgestaltigkeit unserer Gesellschaft bei.
Ihre Sprachkenntnisse in vier Sprachen ermöglichen es ihr, Brücken zwischen Menschen zu bauen und Verständigung zu schaffen. Olga ist überzeugt davon, dass Frauen, unabhängig von Herkunft, Sprache oder Religion, mehr Gemeinsamkeiten haben als man oft denkt. Sie betont, dass “gemeinsam wir stark sind und unsere Umwelt positiv beeinflussen können”. Genau diese Überzeugung macht ihre Arbeit beim SmF so besonders wertvoll.
Olga Dinges Kaytancı zeigt sich begeistert von den Erfolgen des SmF Freiburg und schätzt jede einzelne Mitarbeiter*in sehr. Sie ist der festen Überzeugung, dass im SmF jeder die Chance hat, sein Potenzial zu entfalten und neue Lebenswege einzuschlagen, sei es als Mitarbeiter*in, Pat*in, Mentee oder Kursteilnehmer*in.
Liebe Olga, wir danken dir herzlich für dein herausragendes Engagement und deinen wertvollen Einsatz und wünschen dir weiterhin viel Erfolg und Freude.
*PPQ ist die Abkürzung des laufenden Projektes in der Trägerschaft SmF-Bundesverband und bedeutet Patenschaft-Praxis-Qualifizierung – Tandemteams für Demokratie und Vielfalt.
#bundesministeriumfürfamilieseniorenfrauenundjugend
#menschenstärkenmenschen #patindesmonats
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Verband28. Mai 2024Vom 24.-26.05.2024 fand in Berlin ein Demokratiefest anlässlich des 75. Jubiläums des Grundgesetzes statt. Neben Verfassungsorganen, Ministerien, Bundesländern und Europa-Organisationen waren auch zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen eingeladen, ihre Arbeit zu präsentieren.
Der SmF-Bundesverband nutzte die Möglichkeit, die Arbeitsbereiche und das Engagement von Muslim*innen im Rahmen der freien Wohlfahrtspflege sichtbar zu machen. Innerhalb von drei Tagen konnten am Infostand zahlreiche Besucher*innen empfangen und interessante Gespräche geführt werden. Zu den Besucher*innen gehörten Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesinnenministerin Nancy Faeser und die unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman.
Der Verband erhielt viel Zuspruch für seine Arbeit. Die Vertreterinnen des Bundesverbandes wurden immer wieder über den bestehenden Beratungsbedarf für Frauen mit und ohne Fluchterfahrung sowie die großen Lücken in der Familienhilfe in Berlin angesprochen und gefragt, wann sie ein Standort in Berlin öffnen mögen. Insbesondere Lehrkräfte und Akteure aus der Jugendarbeit zeigten großes Interesse am Projekt “Muslimische Spuren in deutscher Heimat”. Akteure aus der Wohlfahrtspflege wünschten sich eine stärkere Beteiligung von Muslim*innen und eine Zusammenarbeit in gemeinsamen Projekten. Positiv beeindruckt waren viele Besucher vor allem von einer aktiven und überparteilichen Frauenorganisation, die sich für Integration und Gleichstellung einsetzt.
Aber auch Ängste und Vorurteile gegenüber Muslim*innen konnten am Stand besprochen und aufgefangen werden. Rund ein Viertel der Besucher kam zunächst mit vielen Vorbehalten, konnte aber den Stand mit neuen Eindrücken und vielen positiven Beispielen aus der Arbeit des SmF-Bundesverbandes wieder verlassen. Diese Eindrücke haben einige Besuchende im Gästebuch des SmF notiert.
“Das Demokratiefest hat allgemein viel zum Austausch beigetragen. Unser Anliegen war unter anderem auch auf die Belange der muslimischen und migrantischen oder migrantisierten Bevölkerung des Landes aufmerksam zu machen. Dieses Ziel haben wir erreicht. In den kurzen Gesprächen mit Menschen aus der Politik und Zivilgesellschaft konnten wir Impulse geben und empfangen.” so Ayten Kılıçarslan, Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende des Smf-Bundesverbandes.
In einem Workshop zum Thema: “Das Grundgesetz aus der Perspektive muslimisch migrantischer Frauen. Gestern – Heute – Morgen.” besprachen Ayten Kılıçarslan und Halide Özkurt die Entwicklung der Frauenrechte ab 1949 in Deutschland. Sie zeigten auf, dass unser Grundgesetz nach wie vor ein Ideal ist, dass gemeinsam umgesetzt werden muss.
Insbesondere die Artikel zur Gleichstellung von Frau und Mann sowie der Religionsfreiheit und die damit verbundene Situation von muslimische Frauen und Frauen mit Migrationsbiografie wurde diskutiert. Es wurden die Lücken in der Gleichstellung und Teilhabe von muslimischen Frauen in Politik, Gesellschaft und im Berufsleben sowie die daraus entstehenden Nachteile angesprochen.
Ayten Kılıçarslan, fasste die Teilnahme des SmF-Bundesverbandes folgendermaßen zusammen: „Wir sind hier, weil wir 75 Jahre Grundgesetz mitfeiern. Wir sind hier, weil wir uns für Demokratie, Rechtsstaat und Vielfalt stark machen. Wir sind hier, weil wir Teil haben und Teil sein möchten. Und wir wollen mit unserem Engagement und unsere Stärken sichtbar werden.“
“Uns geht es um die Förderung des friedlichen Zusammenlebens in Deutschland. Es geht um Strukturaufbau für die nächsten Generationen, um Nachteilsausgleiche und Bekämpfung von Rassismen. Dafür werden wir uns auch in der Zukunft als Wohlfahrtsverband einsetzen und die Gesellschaft mitgestalten.“ [...]
Verband28. Mai 2024Anlässlich des Demokratiefestes zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes vom 24. – 26.05.2024 nahmen Vertreter*innen des SmF-Bundesverbandes am Bürgergespräch mit Bundeskanzler Scholz teil.
Halide Özkurt, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des SmF-Bundesverbandes, machte auf das Engagement der Muslim*innen in der Gesellschaft aufmerksam und nutzte die Gelegenheit die Arbeit des SmF vorzustellen. Sie hob das hohe Engagement von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen des SmF vor und wies darauf hin, dass es wichtig wäre das gesellschaftliche Engagement auch im Rahmen einer sogenannten Regelförderung zu unterstützen.
Bisher wird der SmF nur im Rahmen von befristeten Projekten von staatlicher Seite unterstützt. Eine kontinuierliche Förderung, die es ermöglichen würde, auch unbefristete Arbeitsverträge abzuschließen, langfristig Maßnahmen zu planen und eine stabile und dauerhafte Wohlfahrtsarbeit aufzubauen, war bisher nicht möglich.
Bundeskanzler Scholz bedankte sich für das Engagement des Verbandes. Er sagte: „Wir sind stolz auf das, was ihr macht“ und betonte, dass unsere Gesellschaft auf solches Engagement und das „Herz“, dass die vielen Engagierten des SmF investieren, angewiesen ist.
Und zur Regelförderung bemerkte er: „Man fragt sich, warum hat es mit der Regelförderung nicht schon längst geklappt. Aber das wird schon – hoffe ich jedenfalls.“ [...]